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Sabine Schwärzler weiss genau, wie man die Zielgruppe Frau beim Onlineshopping begeistern kann. Dabei ist es im Mode (Online-)Handel nicht einfach, sich gegen Branchenriesen wie Zalando behaupten zu können. Über Transparenz als Game Changer und das veränderte Konsument*innenverhalten spricht Sabine Schwärzler im Interview. 

 

 

[evecommerce] Für was steht Modissa, welche Zielgruppen sind bei euch im Fokus und was zeichnet diese aus?

[Sabine Schwärzler] Die Modissa-Gruppe ist seit 1944 in der Modebranche tätig und bis heute im Familienbesitz. Mit 180 Mitarbeitenden, 6 Filialen und einem Online-Shop ist Modissa eines der führenden, unabhängigen Modehäuser im Grossraum Zürich. Bis heute verfolgen wir den avantgardistischen Geist, der uns vor über 75 Jahren geschafften hat und sprechen die moderne Frau mit all ihren faszinierenden Widersprüchen an.

Im Frühling 2021 haben wir eine unendlich neue Modissa vorgestellt. Neben Fashion finden unsere Kundinnen auch international kuratierte Produkte aus den Bereichen Beauty, Lifestyle und Home. Ein Serviceangebot, Workshops und regelmässige Events runden das Angebot ab.

Dabei spielen auch Partnerschaften, insbesondere kurzzeitige Pop-Ups in Kooperation mit anderen Marken und Herstellern eine zentrale Rolle. Die Destination Modissa selbst, aber auch die 6 Studios – jedes eine in sich geschlossene Erlebniswelt – sind hoch dynamisch. Bei jedem Besuch gibt es Neues zu entdecken: Abwechslung und Überraschung sind garantiert.

[eve] Bei Mode online kaufen, denken die meisten sicherlich gleich an Zalando. Wie könnt ihr die Kunden überzeugen, bei euch zu kaufen?

[SSC] Absolut, Zalando hatte damals sehr stark das Fashion-Online-Shopping geprägt, vorangetrieben und Mitbewerberinnen und Mitbewerber unter Zugzwang gesetzt. Zalando wird deshalb bis heute auch immer wieder in Management-Meetings als Vergleich herangezogen.

Natürlich wollen auch wir bei Modissa im Online-Bereich wachsen und unseren Kundinnen State-of-the-art-Lösungen anbieten. Uns ist es aber sehr wichtig, dass wir alle Service-Möglichkeiten anbieten sei es per Online, Click&Collect, Video-Shopping oder im Store. Die Kundin soll selbst wählen können, wie und wo sie am liebsten einkauft. Derzeit bietet unser Online-Shop noch nicht das ganze Sortiment, das wir in den Stores von Modissa und BIG führen, aber wir arbeiten täglich daran, unser Sortiment zu vergrössern und zu optimieren.

[eve] Das Konsumverhalten ändert sich, es wird mehr Wert auf Nachhaltigkeit gelegt und die Corona-Pandemie hat online einen zusätzlichen Schub verliehen. Wie spürt ihr diese Veränderungen und wie reagiert ihr darauf?

[SSC] Das Thema Nachhaltigkeit ist definitiv auch in der Modebranche angekommen und lässt sich nicht mehr wegdenken. Die Generation Z lässt sich nicht mehr ausschliesslich mit technologischen Innovationen begeistern. Von den Unternehmen wird verantwortungsvolles Handeln eingefordert. Nicht zuletzt auch durch die Corona-Krise dürften sich aber auch veränderte Wertvorstellungen in anderen Generationen zeigen – hoffe ich zumindest!

Heute schon, aber auch in den nächsten Jahren wird Transparenz, eine der wichtigsten Rolle spielen. Die Kundin will wissen, was sie kauft, woher die Rohstoffe kommen, unter welchen Bedingungen für Mensch, Tier und Umwelt produziert wird und wie die Ware von A nach B gelangt.

Mit unserem Label „Collectif mon Amour“ sind wir im Bereich der Nachhaltigkeit und Transparenz schon sehr weit. Darauf sind wir stolz! Das Label wurde von Modissa und BIG gegründet mit einer gemeinsamen Vision von moderner, nachhaltiger Mode. Eine hohe Qualität und Langlebigkeit unserer  Produkte sowie eine faire und umweltfreundliche Produktion stehen für uns im Zentrum. – „Collectif mon Amour“ gibt es derzeit nur bei Modissa und BIG und in unserem Online-Shop. Die nachhaltige Mode des Zürcher Labels erfreut sich grosser Beliebtheit bei unseren Kundinnen.

[eve] Welche Projekte, Initiativen und Innovationen habt ihr in der Pipeline auf die sich die Kundschaft in nächster Zeit freuen darf?

[SSC] Ich komme nochmals auf die Transparenz zu sprechen. Das Produkteteam  von Collectif mon Amour hält ganz bewusst einen grossen Teil des Produktionskreislaufes in der eignen Hand und kennt deshalb von den meisten Kleidungsstücken die komplette Wertschöpfungskette und weiss, welche Zertifikate unsere Qualitäten und Partner auszeichnen.

Dieses Wissen wollen wir mit unseren Kundinnen teilen. Damit die Kundin alle unsere Aktivitäten im Bereich der Nachhaltigkeit transparent verfolgen können, haben wir uns neu mit Retraced zusammengeschlossen. Dank der Plattform des deutschen Start-ups wird für einen grossen Teil unserer Kollektion die Produktion- und Wertschöpfungskette transparent visualisiert und so jederzeit sichtbar und nachvollziehbar. Und zwar ganz einfach per Knopfdruck im Online-Shop.

Transparenz mag kein radikaler Schritt sein, aber ein notwendiger auf dem Weg zu noch mehr Nachhaltigkeit, Verantwortung und Fairness. Sie ist das Fundament für eine saubere und sichere Mode. Wir sind natürlich noch ein ganzes Stück davon entfernt, perfekt zu sein, versuchen aber jeden Tag noch aktiver in der Lieferkette mitzuwirken und noch mehr Informationen über noch mehr Qualitäten zu teilen. Sowohl online wie in unseren Stores. 

 

[eve] Mehr Frauen im Digital Commerce: Warum setzt du dich dafür ein?

[SSC] Aus einem einfachen Grund: Beim Thema Digital Commerce sollten wir uns auf die spannenden (Lebens-)Geschichten, die Erfahrungen und die Inspirationen aller Beteiligten konzentrieren – und nicht auf die Unterscheidung zwischen Frau und Mann. Wir haben mit Digital Commerce ein gemeinsames Interesse, das uns vereint, und bei dem wir uns alle weiterentwickeln wollen. Ich persönlich liebe den Digital-Commerce-Bereich. Umso dankbarer bin ich, im Board «evecommerce» dabei zu sein. Hier kann ich Erfahrungen austauschen und gleichzeitig eine Vorbildfunktion einnehmen.

 

 

 

Sabine Schwärzler ist Head of Digital and Online Marketing bei Modissa. Sie weiss also genau, wie man die Zielgruppe Frau beim Onlineshopping begeistert. Vor Modissa war Sabine Schwärzler als Head of Marketing & eCommerce bei A. Kuster Sirocco tätig sowie Mitglied in der erweiterten Geschäftsleitung bei der Karl Vögele AG.