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Mit einem Pop-Up Store hat La Redoute im Sihlcity experimentiert und ausgetestet ob der phygitale Weg der richtige ist. Mit Vanessa Delplace sprechen wir über die Learnings dieses Experiments, wie es gelingt sich im Fashionmarkt von den ganz grossen Playern abzuheben und über neue Digitale Zielgruppen.

[evecommerce] Von Oktober bis Januar war La Redoute mit einem vernetzten Pop-Up Store im Sihlcity präsent – was habt ihr in dieser Zeit gelernt und wie helfen euch diese Learnings in Zukunft?

[Vanessa Delplace] Die Einrichtungs-Kollektionen von La Redoute Interieurs und AM.PM kamen bei den Besuchern des Pop-up-Stores sehr gut an. Neben dem originellen französischen Design schätzten sie auch das gute Preis-Leistungs-Verhältnis unserer Möbel. Zudem liessen Sie uns wissen, dass sie die Produkte gerne «live» sehen und berühren. So können sie sich im «echten» Leben von der Qualität überzeugen, bevor sie online bestellen. Einer der Kunden reiste sogar extra aus dem Wallis an, um sich ein Möbelstück anzuschauen, das er auf der Website gefunden hatte. Diese neue Erfahrung hat uns einerseits mit der Realität und den Herausforderungen des physischen Verkaufs konfrontiert, uns aber auch aufgezeigt, wie sehr sich die digitalen und die physischen Verkaufskanäle beim Möbelkauf ergänzen. Die zahlreichen positiven Rückmeldungen aus der Deutschschweiz wirken sehr ermutigend für unsere Entwicklung und bestätigen, dass für uns der phygitale Weg der richtige ist.

[eve] Der Fashion-Markt ist hart umkämpft, nicht zuletzt weil grosse Player wie Zalando, Amazon und Co. mitmischen. Welches sind eure wichtigsten Alleinstellungsmerkmale gegenüber euren Wettbewerbern?

[VD] Wir verfügen bei La Redoute über ein grosses Know-how bezüglich Mode, das wir über viele Jahre aufbauen konnten: Mit 180 Jahren Erfahrung und 20 Jahren Präsenz auf dem Schweizer Markt kennen wir das Geschäft sehr gut. Unsere Kollektionen werden mit einem sorgfältigen Augenmerk auf die Verarbeitung, die Schnitte und die Materialien von unseren eigenen Stylisten in Frankreich kreiert. Unsere Kollektion «Ikonen» von La Redoute Collections, bei der der typisch französische Stil gut zum Ausdruck kommt, ist ein schönes Beispiel dafür, wie wir uns dank unserem Know-how im Bereich französische Mode von neueren Anbietern abheben können.

Zudem ermöglicht La Redoute mit seinen Zusammenarbeiten seit den 1970er-Jahren den Zugang zu einer ganzen Generation junger talentierter Designer (Jacquemus, Aalto, Koché …) und verleiht seit zwei Jahren den Preis La Redoute x HEAD an Studienabgängerinnen und -abgänger des Departements Design und Mode der HEAD in Genf, dessen Gewinnerin oder Gewinner eine Capsule Collection für La Redoute entwerfen darf.

La Redoute versteht es auch, die Kunden an ihrem guten Gespür teilhaben zu lassen: In Zusammenarbeit mit Brand Bazar hat sie die Plattform La Brand Boutique geschaffen, auf der die Kunden das Beste der Pariser Trend-Marken und der angesagtesten internationalen Premium-Marken finden.

[eve] Die Mehrheit an der aktiven Schweizer Bevölkerung werden in 1-2 Jahren die Digital Natives stellen, gelingt es euch diese digitalaffine Zielgruppe abzuholen und wie macht ihr das?

[VD] Mehr noch als die Digital Natives bilden die Digital Mums unsere Zielgruppe. Diese jungen, anspruchsvollen und top-vernetzten Mütter überlassen beim Konsumieren nichts dem Zufall. Deshalb setzen wir alles daran, ihnen ein umfangreiches und innovatives Einkaufserlebnis zu bieten. Neben den Marktstandards bieten wir ihnen auf unserer App neue Dienstleistungen wie Sprach- und visuelle Erkennungsfunktionen an, damit sie den Artikel ihrer Wahl noch einfacher finden. Wir arbeiten auch mit vielen Social Mums zusammen, um unsere Marke über die sozialen Netzwerke zu verbreiten. Allgemein sind wir immer auf der Suche nach Innovationen, die uns beim Erreichen unserer Ziele helfen könnten. Wir personalisieren den Austausch mit unseren Kunden und befragen sie regelmässig, um unser Angebot laufend an ihre Erwartungen anpassen zu können.

[eve] Mehr Diversität im Digital Commerce: Warum setzt du dich dafür ein?

[VD] Das Thema Diversität ist für mich von fundamentaler Bedeutung. Bei «mehr Diversität» denken wir oft an Frauen, die in der Schweiz in den Schlüsselpositionen im digitalen Handel nur als Minderheit vertreten sind. Auch wenn dies heute eine Tatsache ist, bin ich überzeugt, dass zukünftige Generationen Veränderungen bewirken werden. Ich möchte übrigens noch erwähnen, dass das Marketing-Team von laredoute.ch mittlerweile zu fast 85 Prozent aus Frauen besteht, was diese Statistik ziemlich ins Wanken bringt. Aus meiner Sicht geht das Thema Diversität jedoch weit über eine einfache Geschlechterfrage hinaus. Für mich ist es vor allem eine Geisteshaltung: Diversität zu akzeptieren bedeutet, das Unternehmen für alle möglichen Bereiche in Bezug auf Kulturen, Generationen, Bildungsweg und Lebenserfahrungen zu öffnen. Es ist die Summe dieser Unterschiede, die unsere Teams wachsen lässt und unser Unternehmen zu einem Nährboden für Innovationen und Veränderungen macht.

Vanessa Delplace kennt sich sowohl mit Herausforderungen im Zuge der Digitalen Transformation als auch in einem multidisziplinaren Umfeld bestens aus und weiss, damit umzugehen. Bei der Ricardo-Gruppe hat Vanessa bereits in verschiedenen Positionen auf Management-Stufe gewaltet. Dem digitalen Vertrieb blieb sie treu und wurde E-Commerce und Omni-Channel-Direktorin bei Manor, anschliessend wechselte sie als Chief Digital Officer zu Aevis Victoria SA. Nun ist Vanessa Marketing Director von La Redoute Suisse.

Vielen Dank, Vanessa Delplace, für die Antworten – Das Interview wurde schriftlich geführt.