Anna Alex
Board Member evecommerce | Co-Founder, Planetly | Co-Founder, Outfittery
Seine Umsätze stiegen rapide, sein CO2-Ausstoß auch – die Rede ist vom E-Commerce.
Die vergangenen Jahre und insbesondere das Pandemiejahr haben dem E-Commerce einen heftigen Schubs nach vorne gegeben und so für jede Menge mehr LKW auf den Straßen, Schiffe auf den Meeren und Flugzeugen in der Luft gesorgt.
Im Vergleich zum Jahr 2019 stieg der weltweite E-Commerce-Umsatz im Jahr 2020 um 27,6 % und machte damit 18 % aller Einzelhandelsumsätze aus. Bedenkt man hierbei ein hohes Retouren Aufkommen, stellen diese Zahlen im Kontext eines steigenden Umweltbewusstseins die Expert*innen und auch die E-Commerce-Unternehmen vor viele Herausforderungen. Die Notwendigkeit für eine saubere Logistik liegt auf der Hand.
Gleichzeitig nimmt das Nachhaltigkeitsbewusstsein der Verbraucher*innen zu, sodass die Nachfrage nach nachhaltigem E-Commerce immer größer wird. Eine Befragung von 6.000 Konsument*innen in Nordamerika, Europa und Asien ergab, dass 72 % bereits aktiv nachhaltigere Produkte kaufen. Das erfordert nachhaltige Lösungen für den E-Commerce-Sektor.
Was bedeutet das nun in erster Linie für diese Unternehmen?
E-Commerce-Unternehmen profitieren von mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz in vielerlei Hinsicht: Sie stärken ihre Unternehmensreputation, sind auf Gesetze zum Klimaschutz vorbereitet, bleiben wettbewerbsfähig in ihrer Branche und sind für Kund*innen und Mitarbeiter*innen besonders attraktiv.
Eine Umfrage von Planetly in Kooperation mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zum Thema Klimaschutz in deutschen Unternehmen hat dazu ganz interessante Ergebnisse herausgefunden:
Über die Hälfte (50,2 Prozent) der befragten Unternehmer:innen hat angegeben, dass es für die Gewinnung neuer Kunden und Geschäftspartner sehr wichtig ist, wenn sich das Unternehmen aktiv für den Klimaschutz einsetzt.
Und 42,3 Prozent der befragten Unternehmer*innen glauben zudem, dass das Thema Klimaneutralität besonders wichtig ist, um junge und motivierte Mitarbeiter*innen zu halten.
Wie schaffen es E-Commerce-Unternehmen, ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren und wie sehen die ersten Schritte aus?
Das Thema ist auf den ersten Blick komplex. Jeder, der in der Vergangenheit schon einmal seinen Corporate Carbon Footprint hat berechnen lassen, kennt dieses Szenario: Berater*innen, ausgerüstet mit Exceltabellen laufen tage- oder wochenlang durch Unternehmen, sammeln Daten, geben einen Bericht ab und gehen wieder.
Heute vereinfacht Technologie diesen Prozess: Unternehmen stehen heute digitale Tools zur Verfügung, die Daten erfassen, analysieren und Lösungen vorschlagen, indem sie Hotspots identifizieren, die besonders viel CO2 emittieren. Mit Planetly entwickeln wir genau solche digitalen Tools, mit deren Hilfe Unternehmen ihre CO2-Emissionen berechnen, reduzieren und ausgleichen können.
Solche Softwarelösungen helfen schnell, die größten Emissionen zu identifizieren. Für die meisten Unternehmen liegen die größten CO2-Emissionen vor allem in Scope 3, sprich, Emissionen, die außerhalb des Unternehmens, z.B. in der Lieferkette, entstehen. Dies gilt auch für E-Commerce-Unternehmen.
Als Beispiel sei an dieser Stelle die Home & Living E-Commerce-Plattform home24 genannt, die zusammen mit Planetly ihren CO2-Fußabdruck für das Geschäftsjahr 2019 berechnet, reduziert und kompensiert hat: Der größte Scope-3-Emissionstreiber für home24 stammt aus Transporten & Distribution.
Das ist kaum überraschend, denn E-Commerce-Unternehmen sind auf ein komplexes Logistik- und Liefernetzwerk angewiesen. Fracht, Lieferung und Verpackung sind die drei Hauptelemente des Fußabdrucks eines E-Commerce-Unternehmens.
Alle Emissionen aus Transport, eigenen Gebäuden, externen Dienstleistungen und IT zusammengerechnet ergeben für home24 einen CO2-Fußabdruck von 22.096 t CO2e für das Jahr 2019.
Mit Planetly hat das Unternehmen anschließend alle Aktivitäten analysiert und Möglichkeiten der Reduktion eruiert.
Jetzt ist Home24 in allen erfassten Aktivitäten klimaneutral.
Der Weg zu einem klimaneutralen E-Commerce-Unternehmen lässt sich in sieben Strategieschritte teilen:
#1: Klarheit gewinnen: Der erste Schritt besteht immer darin, die Emissionen valide zu eruieren und zu messen.
#2: Retouren minimieren: Schaffen Sie bei Kund*innen bereits beim Bestellvorgang ein Bewusstsein für nachhaltigen Versand, indem Sie auf unnötige Doppelbestellungen hinweisen.
#3: Verpackungen reduzieren: Verpackungen der Größe des Inhalts anpassen und dabei auf nachhaltige Materialien achten.
#4: Letzte Meile bedenken: Eine Lieferung an Packstationen verhindert unnötige Fahrten von Haustür zu Haustür.
#5: Produktlebenszyklus erweitern: Geben Sie benutzten Produkten über Kreislaufsysteme eine zweite Chance.
#6: Energieeffizienz steigern: Reduzieren Sie den Stromverbrauch in Büro- und Lagerräumen.
#7: Emissionen kompensieren: Können Sie nicht alle Emissionen reduzieren, so kompensieren Sie die restlichen Emissionen.