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Mit der Frage, wie Frauen für Informatik- und informatiknahe Studienrichtungen begeistert werden können, habe ich mich in meiner Masterarbeit auseinandergesetzt. Dies konkret am Beispiel der Hochschule Luzern (HSLU) – Informatik.

Weshalb es wichtig ist, den Frauenanteil in der Informatik- und im informatiknahen Umfeld langfristig zu erhöhen, habe ich im ersten Beitrag dieser Serie betrachtet. Im zweiten Teil bin ich auf die frühe Prägung und Geschlechterstereotype eingegangen, welche die Studienwahl beeinflussen.

Wichtigste Eiflussfaktoren für die Wahl eines Berufes oder Studiums

Ranglisten über die wichtigsten Einflussfaktoren für die Wahl eines Berufes oder Studiums werden in mehreren Berichten und Studien vorgestellt. Die Vergleichbarkeit dieser Listen ist nicht einfach, da nicht bei allen Studien den Probanden dieselben Wahlmöglichkeiten offenstanden.

Dennoch lässt sich sagen, dass das Interesse am Fach oder Beruf sowie Neigungen und Interessen als eine der wichtigsten Faktoren identifiziert werden konnten (Ballmann, 2016, S. 39; Hachmeister, Harde & Langer 2007, S. 59; Hentrich, 2011, S. 66; Schinzel, Kleinn, Wegerle & Zimmer, 1999, S. 17).

Ebenfalls in mehreren Studien als wichtiger Einflussfaktoren identifiziert wurden gute Berufsaussichten, darunter können die Vielfalt der Berufsmöglichkeiten, gute Arbeitsmarktchancen, ein sicherer Arbeitsplatz sowie die Verdienstmöglichkeiten subsumiert werden (vgl. Ballmann, 2016, S. 39; Hachmeister et al., 2007, S. 59; Mauk, 2016, S. 168; Schinzel et al., 1999, S. 17).

Auch in der Umfrage unter den Studierenden der HSLU konnte das Interesse am Fach wie auch die Beruflichen Möglichkeiten als wichtige Einflussfaktoren für die Studienwahl bestätigt werden (Abbildung 1). Die Beruflichen Möglichkeiten sind für die Frauen signifikant wichtiger für die Wahl des Studienganges als für Männer, dies mit einem schwachen Effekt. Dafür sind die ‹eigenen Vorkenntnisse in der Fachrichtung› mit einem schwachen Effekt für die Männer signifikant wichtiger als für die Frauen.

Abbildung 1: Einflussfaktoren bei der Studienwahl nach Geschlecht (Quelle: Kölliker, H. (2021). Frauen für die Informatik begeistern [Masterarbeit], Hochschule Luzern – Informatik)

Intrinsische und extrinsische Motivatoren

rIntrinsische Motivatoren sind eine aus sich selbst entstehende Motivation jedes Menschen. Bestimmte Tätigkeiten werden einfach gemacht, weil diese gerne gemacht werden oder einen interessieren. Extrinsische Motivatoren dagegen ist Motivation, die durch äussere Reize hervorgerufen wird. Eine Tätigkeit wird ausgeführt, um Belohnung zu erhalten oder Bestrafung zu entgehen.

Dabei werden unterschiedliche Meinungen vertreten, welcher Motivator den grösseren Einfluss ausübt. So führen Schinzel et al. an, dass eine gängige Annahme der Motivationsforschung besagt, dass sich Frauen typischerweise aus intrinsischer Motivation, Männer aus extrinsischer Motivation für ein Studienfach entscheiden.

Jungwirth und Roy dagegen vertreten die Meinung, dass intrinsische und extrinsische Faktoren bei der Studienwahl ähnlich stark zu gewichten sind. Die ähnlich starke Gewichtung der Faktoren kann auch mit den Umfrageergebnissen gezeigt werden. Signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern in Bezug auf die aggregierten Motivationsfaktoren intrinsischer und extrinsische Motivation lassen sich nicht feststellen (Abbildung 2).

Abbildung 2: Intrinsische und extrinsische Faktoren bei der Studienwahl nach Geschlecht (Quelle: Kölliker, H. (2021). Frauen für die Informatik begeistern [Masterarbeit], Hochschule Luzern – Informatik)

Infobox

Methodisches Vorgehen

Um die Motive und Beweggründe zu identifizieren, die der Wahl eines Informatik- oder informatiknahen Studiums zugrunde liegen, wurden in einem ersten Schritt die Grundlagen mittels qualitativer Inhaltsanalyse der bestehenden Literatur zu dem Thema erarbeitet. Darauf aufbauend wurde eine Umfrage unter den Bachelor-Studierenden an der HSLU – Informatik durchgeführt. 

Von den 791 Studierenden, welche die Einladung zur Umfrage erhalten haben, haben 204 an der Umfrage teilgenommen. Damit ergibt sich eine Ausschöpfungsquote von knapp 26 Prozent.

Der Anteil der Umfrageteilnehmenden, die weiblich sind, liegt bei 23 Prozent, der Anteil Männer bei 77 Prozent. Im Vergleich zur Grundgesamtheit, in welcher der Frauenanteil 15 Prozent beträgt, haben sich mehr weibliche Studierende als männliche Studierende an der Umfrage beteiligt. Innerhalb eines Geschlechts wird die Stichprobe als repräsentativ angesehen.

Literatur

Ballmann, K. (2016). Einflussfaktoren auf den Berufsentscheid Jugendlicher—Analyse sub-jektiv-retrospektiver Bewertungen der Lernenden der Sonova AG [Bachelor Thesis]. Fachhochschule Nordwestschweiz.

Hachmeister, C.-D., Harde, M. E., & Langer, M. F. (2007). Einflussfaktoren der Studienent-scheidung—Eine empirische Studie von CHE und EINSTIEG –.

Hentrich, K. (2011). Einflussfaktoren auf die Berufswahlentscheidung Jugendlicher an der ersten Schwelle. Eine theoretische und empirische Analyse. Magdeburger Schriften zur Berufs- und Wirtschaftspädagogik, 1.

Jungwirth, C., & Roy, N. (2015). „Ein gutbezahlter Job interessiert mich schon, aber langweilen will ich mich nicht!“ – Eine Analyse der Neigung deutscher Studentinnen und Studenten einen IT-Beruf zu ergreifen. In E. Hanappi-Egger & R. Bendl (Hrsg.), Diversität, 87 Diversifizierung und (Ent)Solidarisierung (S. 171–188). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-08606-0_9

Mauk, V. (2016). Einflussfaktoren der Studienwahl und des Studienverbleibs in MINT-Studi-enrichtungen an österreichischen Universitäten [Dissertation]. Universität Bremen.

Schinzel, B., Kleinn, K., Wegerle, A., & Zimmer, C. (1999). Das Studium der Informatik: Stu-diensituation von Studentinnen und Studenten. Informatik-Spektrum, 22(1), 13–23. https://doi.org/10.1007/s002870050120